Tag 6 Schottland
Wir machen ein rotes Kreuz im Kalender, denn zum ersten Mal fahren wir hier in Schottland im
Trockenen los!!! Ziel ist heute die Westküste Schottlands, Mallaig. Wer gerne Wilde Maus fährt,
dem ist diese Strecke nur wärmstens zu empfehlen, denn die Strecke nach Mallaig ist ein Single
Track (d.h., daß nur ein Auto auf der schmalen Straße Platz hat. Um Kollisionen zu vermeiden gibt
es allerdings Ausweichbuchten), der plötzlich steil ansteigt, so daß man den weiteren Verlauf der
Straße nicht erkennen kann. Und wenn Du dann auf dem Hügel angekommen bist geht´s plötzlich
abrupt in eine enge Steilwandkurve. Diese Strecke macht richtig Spass!
Unser Campingplatz liegt zwischen Arisaig und
Mallaig und ist eine wahre Pracht. Wer hier
nicht duscht, ist selber Schuld. Wir fahren
durch den Campingplatz und suchen uns ein
nettes Fleckchen. Der Seitenständer ist noch
nicht mal ausgeklappt, da kommt schon ein
Mann aus einem Zelt heraus, kommt auf uns zu
und meint:
"Ah, Mopedfahrer, Ihr trinkt bestimmt gerne
Kaffee. Wollt Ihr einen?"
Etwas verdutzt erklärt ihm Widi, daß wir jetzt
erst mal das Zelt aufstellen würden- und dann
schau´mer mal- aber vielen Dank.
Es ist WUNDERSCHÖNES WETTER!!! Als wir gerade dabei sind, die letzten Heringe in den steinigen
Boden zu manövrieren, steht plötzlich wieder der Schotte von eben vor uns . "Milch und Zucker?" Bei
einer Tasse Kaffee lernen wir nun ihn und seine Familie kennen. Er heißt Sam, und macht mit seiner
Frau Sharon und den drei Kindern Bruce, Garth und James Urlaub hier. Sam warnt uns vor seinen zwei
jüngsten Kindern, da sie etwas hyperaktiv seien und total auf Motorräder abfahren. Vor ein paar Tagen
seien genau da, wo wir jetzt sind, auch ein paar deutsche Biker dagewesen, aber die seien dann schon
nach kurzer Zeit wieder abgezogen, weil die Kids sie genervt haben. Wir sollen uns also bitte melden,
wenn uns die Kinder auf den Geist gehen. Wir denken, daß das nicht nötig sein wird. Im Augenwinkel
sehen wir die beiden schon, wie sie um unsere Mopeds rumschleichen.
"Und, was habt Ihr heute noch vor?" will Sam
wissen. "Nur kurz in den nächsten Ort zum
Einkaufen fahren, damit wir was zu essen
haben." Und dann kommt von Sam ein Satz,
den können wir bis heute noch nicht
fassen:"Nehmt doch mein Auto, ist doch viel
praktischer!"
Dieser Mann kennt uns jetzt gerade mal eine
halbe Stunde. In Deutschland könntest Du auf
einer Autobahn verbluten, und hier bietet Dir
ein Mensch sein Auto zum Einkaufen an, weil
es praktischer ist. Wir wollen aber diese
Höflichkeit nicht ausnutzen und lehnen
dankend ab.
Um nicht den Eindruck zu erwecken, wir seien Schnorrer, kaufen wir unter anderem im Supermarkt
ein paar Bier ein, die wir heute Abend Sam und Sharon anbieten wollen. Nach dem Abendessen
kommt Sam zu uns rüber und fragt uns, ob wir ein Bier möchten. "nenene, jetzt sind wir mal dran.
Wir haben ja schließlich auch eingekauft." Und so sitzen wir bei Sam und Sharon vor dem Zelt und
trinken gemütlich zusammen. Sam ist Truckfahrer, Sharon teilt im örtlichen Krankenhaus das
Essen aus und sitzt nebenbei noch in einem Supermarkt an der Kasse. Frauen haben in
Schottland, im Gegensatz zu uns, bessere Chancen einen Job zu bekommen, als Männer. Und
obwohl sie zu zweit drei Jobs haben, reicht das Geld, wenn sie sparen, gerade, um im Sommer
zwei Wochen lang mit den Kindern zelten zu gehen. Sam tut so langsam der Rücken weh
(Motorradunfall), das Bier geht auch zur Neige und so hauen wir uns dann gegen halb eins in die
Koje.
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